Homeschooling Part 2 - Tag 12 - Es sind wohl die kleinen Dinge

Die Tage sind voll und bunt und turbulent. Das ändert sich wohl so schnell auch nicht und ist ja auch ein Stück weit normal für den Großfamilienalltag. Was nicht normal ist, ist das ich für alles zuständig bin und das strengt mich in dieser Unendlichkeit schon sehr an. Immer wieder die Gedanken um alle Kinder, um die Schule und die Hausarbeit und immer das Gefühl, das es schwer zu schaffen ist, alle im Blick zu haben. Habe ich genug Zeit mit den Kleinen verbracht? Habe ich den Kindern gut im Homeschooling geholfen ? Muss ich da noch mehr schauen oder dort? Oh Gott, sieh sich einer die Fenster an! Und jetzt habe ich schon wieder nicht den HWR zu Ende aufgeräumt. Gleich muss ich noch tanken. Das Brot ist leer. Das Kind hat nachher seine Erstbeichte... Auszüge aus den vielen Gedanken des Tages. 

Da ist es wohl die Aussicht auf Frühling, die einen trägt. Gestern habe ich die Große zum Zahnarzt gebracht und bin mit den Kleinen eine Runde gelaufen. Die Schneeglöckchen haben die Frühjahrsblühler  schon heraus geklingelt, wie der Erstklässler so erfreut feststellte. Und plötzlich sahen wir überall welche. Er und das Kindergartenkind hüpften von hier nach da und freuten sich über die Blüher. Ich mich gleich mit. Wir gingen eine schöne Runde in der lichten Sonne und es gab ein Käsebrötchen vom Bäcker. Das waren schöne Momente. Die Kuschelrunde auf dem Sessel, als wir wieder daheim waren. Das Abendessen in Ruhe, als der Papa auch wieder da war. In Ruhe ins Bett gehen und in Ruhe wieder aufstehen. Heute etwas früher als gestern und doch aber wieder auch Zeit brauchend.

Es gab Haferbrei zum Frühstück mit Obst. Der Löwe hatte sich um das Obst gekümmert. So lieb von ihm. Ich hatte derweil schon mal die Wäsche versorgt. Dann saßen wir am Tisch, bis auf die, die in der Konferenz festhingen. Die bekamen ein Schälchen nach oben gebracht. Da kümmern sich die Kinder schon untereinander. Ah, der ist nicht da, ich bringe gleich. Und nun wird auch der Löwe ab nächster Woche Zoom Meetings haben. Ich freue mich sehr, das der alteingesessene Waldorflehrer das möglich macht. Er mag seine Schüler auch sehen. Montag, Mittwoch und Freitag KANN man kommen, wenn man mag. Das freut mich sehr. Ohne Druck. Wie man es von ihm kennt. 

Der Erstklässler trödelt beim Frühstück. Ich lasse ihn. Der Student kommt dazu. Wir zählen schon mal bis 200 und auch ein Stück rückwärts. Ansonsten trinke ich einfach meinen Kaffee und genieße die relative Ruhe. Der Erstklässler ist motiviert und setzt sich direkt an den Tisch an seine drei Zettel. Die müssen heute fertig. Morgen kommt neues Material und es sind viele Aufgaben. Eigentlich zu viele. Es quält ihn schon ein wenig, aber es wird fertig werden. Es wird aber dauern und Begleitung wird nötig sein. Ich räume aber erst einmal auf und kümmere mich um ein Päckchen, welches der Große noch zur Post bringen möchte. Bloss streikt erst die Post, dann Paypal und es wird nicht rechtzeitig fertig. Dafür hat der Student dennoch die Kleinen dabei. Das entlastet mich sehr. Ich hoffe, das sie noch eine Runde drehen und sie tun es glatt. Sie besuchen die Oma. Gott sie Dank. Das verschafft uns Luft. 

Ich lege das Babymädchen hin, welches quengelig geworden ist, nachdem es sehr lange sehr schön im Spielständer gespielt hat. In der Zwischenzeit habe ich noch fix den Fünftklässler in Englisch abgefragt und ich bin stolz auf uns, das er es gut hinbekommt. Auch erkläre ich dem Löwen noch schnell das merkwürdige Multiplizieren, was auch ich erst üben muss. Das findet er witzig. Allerdings verstehe ich schneller als er und er verzweifelt nachher ziemlich. Es hält ihn lange auf, aber wir schaffen es mit Hilfe und Geduld. Dann aber darf das Babymädchen wirklich ins Bett. Ganz müde ist sie.

Sie schläft und ich kümmere mich um das Päckchen, die Schulkinder und den Haushalt. Den aber heute sehr wenig, denn die Kinder brauchen mich sehr. Die Große kommt aus ihrer Konferenz herunter und hilft spontan dem Fünftklässler. Welch eine Erleichterung. Der muss nämlich die Satzzeichen anschauen und braucht ein wenig Begleitung, macht es dann aber gut und ist fix fertig. Ich brauche nicht weiter danach zu schauen.

Das Babymädchen ist wieder wach. Wir ziehen uns ins Wohnzimmer zurück. Die Sonne scheint auf uns und wir stillen ganz in Ruhe. So schöne Momente. Sie riecht so gut. Der Erstklässler kommt mit den Buchstaben Karten dazu und wir schauen sie uns an. Er kennt sie schon ganz gut. Aber lesen, das kann er noch nicht. Rechnen dafür schon gut. 

Dann wird es wirklich Zeit fürs Mittagessen. Ich muss dringend kochen. Die Hirse hatte ich schon vorgekocht, denn es soll Hirsebratlinge geben. Eigentlich mit gebratenen Nudeln, ich entscheide mich aber doch für Kartoffeln. Blöd, die zu schälen dauert ja viel länger. Aber gut. Wir hatten lange keine mehr und so gibt es die mit Spitzkohl zu den Hirsebratlingen. Einen Nachtisch schaffe ich nicht. Ich muss dem Löwen noch ein wenig helfen.

Auch habe ich in der Zwischenzeit einen Tintenroller für unseren Fünftklässler bestellt. Der bringt sich mit dem Lamy um und ich habe darauf keine Lust mehr. Das Schreiben gelingt ihm mit dem Roller besser. Also bestelle ich den Roller bei uns im Schulgeschäft. Die müssen auch überleben und freuen sich über Bestellungen. Die Tintenpatrone für den Drucker gleich dazu. X zusätzliche Ausgaben sind es dank Corona gerade. Immer ist etwas. Für den Saugwischer brauchte ich auch neue Wischtücher, die alten waren durch, das allerdings wäre auch ohne Corona der Fall, da muss man mal ehrlich sein ;-) 

Die Kleinen kommen mit dem Großen wieder und freuen sich sehr, das sie mit ihm einen Ausflug machen durften. Das Kindergartenkind muss fix auf die Toilette, leider ist er zu spät und braucht noch fix ein neues Outfit. Ich bedanke mich stumm, das es zuhause passiert ist und nicht im Auto des Herrn Studenten. Das wäre was geworden. Allerdings habe ich auch keine Zeit, ihn direkt umzuziehen. Das Essen muss noch fix angestellt werden. Also ganz fix die Kartoffeln auf den Herd und den Spitzkohl in die Pfanne und dann aber noch schneller, das Kindergartenkind frisch machen. An diesem höher, schneller weiter, welches sich nicht durch herunterschrauben der Ansprüche regeln lässt, kranke ich gerade sehr. Das strengt mich an.

Aber auch da lerne ich gnädig mit mir zu sein, denn der kleine Mann hat geduldig gewartet und war eigentlich sauer, das ich ihn auszog. Er wollte das gar nicht. Er hat also wohl keinen Schaden von fünf Minuten warten genommen. Der kleine König hat heute Mittag ganz klar Mama fürs Wickeln und Bettbringen eingefordert. Das macht sonst meistens der Papa. Wir hatten heute aber wenig gemeinsame Zeit und so rief er mich und war auch sehr bestimmt. Wieder einer dieser kleinen Momente, welche mich durch den Alltag tragen.

Und jetzt sitze ich mit dem kleinen König in unserem Sessel und kuschele und schreibe hier, während das Babymädchen noch schläft und der Herr Student sich um die Heizung kümmert, die irgendwie nicht läuft. Er wollte duschen und das Wasser war kalt. Schöner Mist. Aber gerade nicht meiner. 

Gelesen habe ich noch nirgendwo heute. Ich hatte keine Zeit.

Die Großfamilienmama

Ich schreibe sehr gerne aus unserem Alltag im Corona Lockdown. Wer mag, kann etwas in die Kaffeekasse                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     geben.

Dein Wille geschehe - den füge ich ein. 

Bei der Waldorflehrerin lese ich auch gerne rein. 

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