Viel Zeit ist ins Land gezogen

... und ich habe mir gar nicht mehr den Moment genommen, auf dem öffentlichen Blog zu schreiben. Das hat auch ein wenig damit zu tun, das ich mich vom Außen ins Innen gewendet habe. Wenn man sich für die Großfamilie entscheidet und damit ein völlig anderes Leben als das Umfeld lebt, dann ist es wohl essentiell, sich immer mal wieder aus allem raus zu ziehen, weil man dort einfach nicht hinein passt. Mein Leben ist nicht das, was die Leute vor meiner Tür tun. Nicht das, was andere von mir erwarten würden. Ich habe viele Entscheidungen getroffen, die andere Menschen niemals treffen würden und somit bin ich leider oft auch im Mittelpunkt der Gespräche eben dieser Menschen. Im letzten Halbjahr war es wieder sehr extrem, wie ich fand. 

Im Dorf wurde darüber gemutmasst, ob ich wohl schwanger sei. Die Kinder wurden gefragt, ob denn bei uns wieder ein Kind käme. Die Kinder, deren Eltern mich kennen und auch selbst ansprechen könnten. Dazu aber bringt man natürlich nicht den Mut auf und schiebt die Kinder vor. Das traf alle unsere Kinder, die sich draußen bewegen. Die Großen wurden bei Feiern angesprochen, die Jüngeren dann beim Fußballtraining oder auch in der Schule. Sag mal, ist deine Mama wieder schwanger? Oft kamen mehrere Kinder gleichzeitig nach Hause und erzählten davon. Ich frage mich immer, ob diese Eltern, die diese Gerüchte ja streuen, es auch gewollt hätten, das man mit ihnen so umgeht? Wäre das wohl für sie akzeptabel gewesen, im Dorftratsch auf eine Schwangerschaft angesprochen zu werden? Ich denke, die Antwort auf diese Frage ist klar ein NEIN. Bei uns aber, wo wir ja so anders leben, fällt diese Grenze und man überschreitet sie munter. 

Die Gerüchte ebbten ab, wir fuhren an den Möhnesee in den Herbsturlaub und hatten eine schöne Zeit. Diese Auszeit tat mir nochmal so richtig gut. Sie tat uns so richtig gut. Ein Raum, in dem wir uns schon oft bewegt hatten. Unter Menschen, die uns kennen und die uns aufrichtig begegnen.








Wir hatten zuvor den Geburtstags des 20 jährigen und des 12 jährigen gefeiert und feierten nun im Urlaub unseren 22 jährigen Hochzeitstag. 

Leider kamen wir sehr krank aus dem Urlaub zurück. Die Kinder bekamen Hand Mund Fuß und gerade der kleine König und das Babymädchen, sowie der Löwe waren so richtig, richtig krank. Der Löwe konnte zwei Wochen nicht zur Schule gehen und noch immer sieht man die Stellen des Ausschlags. Das war unschön und ist aber ja leider in Ferienstätten gerne mal der Fall. Man sammelt dort gerne genau sowas ein. Die Wochen nach dem Urlaub waren also durchaus anstrengend. Ich habe die Kleinen viel getragen und wir mussten auch tatsächlich viele Schmerzmittel geben, damit es ihnen einigermaßen gut ging. 

Kaum war das  Virus weg, kamen Husten und Schnupfen dazu und wir waren alle nochmal richtig krank. Die große Tochter hatte es richtig umgehauen, aber auch mich erwischte es sehr. Die Kleinen waren krank und so waren die Kinder zum Teil wieder Zuhause. Immer mal der Eine, dann der Andere.

Gleichzeitig kam das Gerücht auf, ich sei mit Zwillingen schwanger. Es ging wieder los. Die Kinder wurden angesprochen. In der Schule, beim Sport, auf Feiern. Ich war beim Elternsprechtag und man sprach mich direkt an und erzählte mir auch, wer denn sonst noch so darüber mutmaßte. Ich erfuhr also, das Menschen, die mir durchaus nahe stehen, die ich getroffen hatte, sich darüber unterhielten, mich aber nicht ansprachen. Kreuzpunkte beim Fußball, wie so oft. Am Spielfeldrand, wie es sich gehört, sagen viele. Mich findet man dort nicht oder sagen wir so: immer mal wieder, aber bestimmt nicht zu jedem Spiel mit Kaffee und Kuchen. 

Ich war nicht mit Zwillingen schwanger, aber ich war tatsächlich schwanger. Seit unserem Urlaub wusste ich davon. Mir ging es nicht gut, ich war viel in Sorge, ob alles gut gehen würde und leider ging es nicht gut. Wir ließen dieses Baby zu den Sternen reisen und waren alle sehr traurig. Auch die Kinder waren da sehr belastet. Gleichzeitig sprach man sie von außen aber noch an, ob die Mama denn wohl schwanger sei. Ey ehrlich mal, das ist einfach respektlos. Es tat mir so leid für die Kinder. Hätte man mich gefragt, hätte ich wohl geantwortet: Ja das bin ich , aber leider lebt das Baby nicht mehr.  Diese Übergriffigkeit geht mir einfach zu sehr gegen den Strich. Dorf hin oder her. Was geht es denn das Außen an?


Aber man richtet den Blick eben besser nicht aufs Außen, sondern bleibt im Innen. Damit fährt es sich deutlich besser. Nur leider ist das für die Kinder nicht so einfach möglich und daher findet es jetzt auch seinen Platz hier. 

Ansonsten sind die Waldorfkinder nun in der 3. Woche zuhause. Erst waren sie erkältet, dann waren viele Corona Fälle an der Schule und man bliebe besser zuhause und nun ist die Schule ganz zu, eben weil Corona so heftig wütet. Weil das so ist, denke ich, das es gut für uns ist, wenn es vor Weihnachten gar nicht wieder los geht. Ob das möglich sein wird, werden wir sehen. Ich wäre dafür. 

Und jetzt tauche ich wieder ein, in den Advent. Den wir uns trotz allem oder gerade weil auch schön machen. Es tut gut, die Lichter anzuzünden, Zeit miteinander zu verbringen, in der Natur zu sein und sich fern zu halten, von all dem , was eben gerade auch nicht gut ist. 





Nun werde ich etwas zum Kaffee für die Kinder richten, die Kleinen wecken und den Haushalt weiter versorgen. Spülmaschinenladungen aus - und wieder einräumen. Die große Tochter von der Schule holen, weil sie so lange hat. Den großen Sohn aus dem Nachbardorf abholen, weil das Auto in die Werkstatt muss. Und eben all das, was heute noch so anstehen wird, erledigen. Und das tue ich mit viel Liebe und Herz, weil es das Leben ist, welches ich gewählt habe. Ich habe mich bewusst für eben jenes entschieden und ich würde es nicht tauschen wollen. 

Die Großfamilienmama

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