Was eine Woche

 Am Anfang der Woche sagte ich noch so zum Ehemann, das mir ein wenig langweilig vom Alltagseinerlei sei. Ich eigentlich keine Lust auf nix habe und mir meine Motivation für all die alltäglichen Dinge herzaubern müsste. Das ist oft so, wenn man lange im Ausnahmezustand bei kranken Kindern ist. Dann kommt danach entweder die Krankheit oder so ein kleines Loch. Bei mir war es dann das Loch. Dem kleinen König ging es Anfang der Woche noch nicht so richtig gut, es wurde aber. Am Montag verschwand sehr langsam das Fieber, aber eine große Schwäche blieb. Wir kuschelten viel und versuchten im Alltag langsam zu machen. Am Dienstag ging es schon wieder deutlich besser und nachmittags hatte ich so gar keine Lust auf nix. Eine Runde durch den Garten und einmal alleine einkaufen halfen dann aber. Abends sah die Welt wieder anders aus. 




Wir hatten einiges an Terminen. So bekam der Sohn eine feste Zahnspange. Allerdings nur an vier Zähnen, die anderen stehen wirklich gut. Aber dieser eine Backenzahn, der soll das bitte auch noch tun. Und so hat sie unsere Kieferorthopädin etwas einfallen lassen und das Kind ist nun versorgt. Ich drehte derweil mit den Kleinen eine Runde durch die Stadt an einem frühen Morgen und bei grauem Wetter. Da war noch nichts vom Frühling zu merken. 



Auch die Schule brauchte in dieser Woche Aufmerksamkeit. Die neue Flöte ist beim Grundschulkind eingezogen und nun üben wir nachmittags nicht nur schreiben, lesen und rechnen. Nein, wir flöten auch. Das ist immer besonders toll für mich, denn ich habe davon keine Ahnung. Und wenn der Sohn traurig ist, weil der Ton nicht dunkel genug ist, dann kann ich auch nur mit den Achseln zucken. Ich weiß es nicht, wie es geht und wie es muss. 


Der kleine König zündete am ersten Nachmittag ohne Fieber eine Wunderkerze an. Er hatte sie liegen sehen und ich fand sie dem Anlass angemessen und bat auch sehr darum, das dieses Fieber uns bitte nun in Ruhe lässt und wir gesund werden dürfen. So ganz hat das nicht geklappt, den gehustet und geschnieft wird immer noch. 


Wir beide sind in dieser Woche seit 30 Jahren ein Paar und trotz des Alltags, der drumherum einfach weiter läuft, bleibt Zeit, ein wenig auf diese lange Zeit zurück zu blicken. Mit all den Höhen und Tiefen. Auf all das, was wir zusammen erlebt und gelebt haben. So sehr dankbar sind wir, das es so gekommen ist und wir nun schon so lange ein Paar sind. Abends sind wir gemeinsam Essen gegangen. Die großen Kinder hatten uns diesen Raum gegeben und auf die Kleinen aufgepasst. Der Große kam extra dazu. Sie haben gemeinsam gegessen und alles zusammen aufgeräumt. Gespielt haben sie und sie hatten eine gute Zeit. Wir Eltern auch. Aber so mitten aus dem Alltag mit hohem Level gerade ist es mir nicht ganz so leicht gefallen, diese Ruhe auch wirklich zu genießen. Wir haben dennoch gut gegessen und viel geredet. Der Alltag ist gerade oft schwergängig. Es harkt ganz gerne mal. Aber nicht im Inneren und da bin ich dankbar. Sondern eher die äußeren Umstände und die werden sich wieder fügen. Schritt für Schritt passiert das schon. Da braucht es aber Geduld und davon habe ich ja nicht so viel.




Wir fuhren zeitig wieder heim, denn am nächsten Tag wird wieder früh Tag sein. Die Schulfahrt und der Alltag eben. Als wir an der Siedlung ankommen, sehen wir an der Strasse Menschen stehen und ich sehe Fell. Da liegt eine Katze, sage ich und der Ehemann bremst und legt den Rückwärtsgang ein. Er fährt zurück zum Fell und ich sehe sofort, das es unsere Lilly ist. Sie liegt verletzt am Strassenrand. Jemand muss sie angefahren haben und sie liegen lassen. Die Frau, die nun bei ihr war und der junge Mann, die kümmerten sich, weil sie sahen. Sie hatten schon den Tierarzt angerufen. Der war auf dem Weg in die Praxis. Eine Frau war auf dem Weg zu Lilly mit einer Transportbox. Welch ein Glück, da waren Menschen, die sich gekümmert hätten. Aber wir haben sie auch gesehen und so konnten wir uns kümmern. Ich rief die Tochter an, die sofort mit dem Großen angerannt kam und dann die Ärztin. Wir holten ein Handtuch und auch Globuli. Letzteres gibt es für die Kinder, für uns Eltern und die Tiere. Und dann ging es mit Lilly zur Ärztin. Die kam dann auch recht bald, aber es waren lange Minuten. Lilly röchelte und blutete aus der Nase. Außerdem hatte sie offensichtlich arge Schmerzen. 

Die Ärztin versorgte sie erst einmal gegen den Schock. Dann schaute sie genau hin. Der Oberkiefer ist gebrochen und später sehen wir beim Röntgen, das auch das Becken gebrochen ist. Man muss entscheiden, was man möchte. Will man eine Chance für das Tier oder ist es hier dann zu Ende und man schläfert ein? Der Große und ich kamen hinzu. Ich war kurz zuhause gewesen, wo die Kinder aber alles geregelt hatten. Die Kleinen schliefen. Und so fuhren wir wieder zur Praxis und entschieden uns für die Chance für Lilly. Sie wurde operiert am Kiefer und muss nun für vier bis sechs Wochen im Käfig ihren Beckenbruch ausheilen lassen. Braucht pürierte Nahrung und viel Nähe. Das ist also die Aufgabe für die nächsten Wochen. Für uns alle, aber insbesondere für die Große, die im Abi steckt, und mich. Das hatten wir im letzten Sommer mit den Kitten von Lilly. Da haben wir es auch geschafft. Also auf, auf. Lilly hat die Op gut geschafft und mittlerweile frisst sie wieder. Den Käfig mag sie aber gar nicht und sie jammert sehr viel. Wenn man sie dann ein Weilchen trägt, dann ist es besser. Wenn wir essen, muss etwas zu fressen für sei da sein, sonst jammert sie dann auch die ganze Zeit. Also ist man gerade beschäftigt. Medikamente geben, das Essen richten, das Tier säubern und so weiter und so fort. 







Zunächst dachten wir an den Laufstall, der ist ja sehr tief. Das sollte doch gehen. Aber Lilly zeigte uns, das es das nicht ist. Sie sprang einfach raus. Super Lilly, das darfst du gar nicht. Also ging es morgens in die Zoohandlung und es gab einen Hamsterkäfig und ein schönes Nestchen für Lilly. Das Nestchen findet sie voll doof und den Käfig nochmal mehr. Aber tja, es hilft nun mal gar nichts. Sie muss ja gesund werden, also hangeln wir uns weiter dadurch und sie nutzt ihre Chance hoffentlich gut. 

Das mit der Langeweile hätte ich also besser gar nicht gesagt. Hinzu kam auch noch ein Anruf vom Nachtcafé auf SWR. Dort hätte man mich gerne in einer Runde dabei. Aber das wäre jetzt aktuell gar nicht zu schaffen. Nun schauen sie nach einem anderen Termin für mich. Wir sehen mal. Die nächsten Wochen sind nicht gerade leer. Aber bald sind Ferien und darauf freue ich mich sehr. Bis dahin sind allerdings noch einige Termine zu erledigen. Die Mädchen haben schon Ferien. Das immerhin. Aber das ist jetzt nicht so der Part, der mich ernsthaft entlastet. Nur insofern, das sie auch zuhause sind und mir mal Gesellschaft leisten oder auch mal was helfen. Oder das wir morgens mal was unternehmen. Das geht nur mit Lilly wohl eher nicht in der nächsten Woche. 

Die Großfamilienmama

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