Eine kleine Auszeit

 Der Ehemann und ich wollten uns eigentlich ein Wochenende ganz alleine ermöglichen. Wir hatten mit den Großeltern und den älteren Kindern gesprochen und eine gute Aufteilung gefunden. Dann aber brach die Betreuung der Kleinsten ein wenig zusammen und wäre zu einer halbgaren Lösung geworden, die mich nicht in Ruhe hätte fahren lassen. So nahmen wir die zwei Kleinsten dann doch mit auf unsere kleine Auszeit nach Langeoog. Der Rest war gut untergebracht und so freuten wir uns sehr auf unsere Auszeit im Hotel Bethanien auf Langeoog. Ein christliches Hotel, welches mir durch Zufall über den Weg gelaufen war und das ich dann spontan gebucht hatte. Dort konnte man noch zwei Kinderbetten mit ins Zimmer stellen und so stellte sich nicht die Frage, ob wir vielleicht gar nicht fahren könnten.

Die Woche vor der Auszeit war leider wie immer ziemlich voll und durch die langen Schultage auch für mich herausfordernd. Zusätzliche Termine gab es wie immer auch, die Kleinen wollten und sollten in den Kindergarten und so waren die Tage recht voll. Hinzu kam, das wir ein Fahrrad für den Sohn kaufen wollten und dann doch ganz schnell mussten, weil ein Fahrradtag in der Schule anstand, der als Vorlauf für die Klassenfahrt dienen sollte, die ebenfalls mit dem Rad begangen werden würde. Ich schaute Montag noch ohne zu wissen, das ich jetzt bald ein Rad brauchen würde und erfuhr am Dienstag auf dem Elternabend, das wir die Woche drauf ein Rad brauchen würden. Nun geht man heute nicht mehr in den Laden, sucht sich ein Rad aus und nimmt es mit heim. Nein man sucht eins aus, braucht noch x Dinge als Zubehör und dann muss das Rad auch noch in die Werkstatt, um dort zusammen geschraubt zu werden. Mal ganz abgesehen davon, das die Räder mittlerweile ein Vermögen kosten. Da sie das aber auch gebraucht tun, wollten wir ein neues Rad holen. Soweit so gut. Ich telefonierte also direkt am nächsten Tag und erfuhr, dass das Rad eigentlich gar nicht mehr pünktlich sein würde. Mit ein wenig zureden wurde es dann noch, aber es müsse jetzt sofort auch das Rad feststehen. Sehr cool, wenn die Tage eigentlich keinen Slot dafür bieten und es doch müssen.



 Gott sei Dank neigt der Sohn nicht dazu, sich nicht entscheiden zu können und so fuhren wir direkt nach der Schule in den Laden und er suchte sich ein Rad und das Zubehör aus. Dann durfte ich noch bezahlen und man sah das Rad eine Woche nicht wieder. Werkstatt und so eben. Tja nun, aber es war ausgesucht und ich hatte keinen struggle mehr, welches Rad wohl für die Klassenfahrt taugen würde. 

Auf dem Weg heim - mit den drei Jungs im Auto - rief mich eine Mutter an, die mit mir über meine Tochter sprechen wollte. Dieses Gespräch wäre an sich ja gar kein Drama gewesen, wenn die Töchter nicht schon in einem Alter wären, in dem diese Gespräche gar nicht mehr nötig sein sollten. Wozu müssen wir in diesem Alter über unsere Töchter sprechen? Wir können ganz einfach mit ihnen sprechen. Wir kennen weder den Teil der eigenen Tochter wirklich, noch den des anderen Mädchens. Wir sind ja nicht dabei. Man hört und hört und denkt und denkt sich seinen Teil darein. So, wie man es eben gerne sehen möchte. Dann bekomme ich also diesen Anruf und werde nicht wie eine kompetente erwachsene Person behandelt und bekomme obendrein noch die gesamte Palette der Großfamilienvorurteile zu hören. I hate it. Was soll der Scheiß? Ich bin mittlerweile zu lange in diesem Geschäft, um mir noch sagen zu lassen, das ich meine Kinder nicht im Blick habe. Ehrlich mal. Das steht niemandem zu und das werde ich mir nicht mehr sagen lassen. Ich gehe meinen Weg mit der Entscheidung zu diesen Kindern und all seinen Konsequenzen, weil ich es so will. Weil ich es mir ausgesucht habe. Es ist nicht immer leicht, aber das ist es nie. Ob ich nun ein oder 10 Kinder habe. Dennoch kosten solche Begegnungen Kraft und führen zu gar nichts. 

Es ging zuhause weiter im Text, auch nach dem Telefonat, auch wenn ich wütend war, genervt, enttäuscht und natürlich auch verletzt. Ich übernahm zuhause die kleinen Mäuse, wir erzählten, was der Tag so brachte. Vom neuen Fahrrad natürlich auch. Ich kochte ein warmes Abendessen, obwohl es mittags auch etwas warmes gegeben hat. Aber die Biokiste brachte Stielmus und danach war mir. Seelennahrung sozusagen. Wir brachten die Tochter zum Tanzen und holten sie wieder. Das Abendprogramm lief und dann später zogen wir uns noch mit unserer Tochter zurück und redeten über all das, was am Nachmittag so gesagt wurde. Auch mit den Freundinnen. 

Ich packte neben all dem die Koffer für die Auszeit, brachte am Freitagmorgen das Kindergartenkind in den Kiga während der Ehemann die Großen zur Waldorfschule brachte. Dann setzten wir uns ins gepackte Auto und fuhren ans Meer. In Bensersiel konnten wir einchecken, etwas essen und dann ging es rüber nach Langeoog. Eine kleine Auszeit nutzen.
















So schön war es auf der Insel. Lange waren wir nicht dort gewesen und nun endlich einmal wieder. Wir hatten es gut im gebuchten Hotel, nur leider klappte meine Diät nicht gut. Glutenfrei ging nicht gut. Ich musste mich tatsächlich mehrfach selbst kümmern und auch aufs Essen lange warten. Aber der Rest war gut. Die Kinder konnten in einen Spielbereich, es waren tatsächlich mehrere Kinder da und so war das alles entspannt. Außerdem kennen sie es, im Speisesaal zu essen und machen das total selbstverständlich gut mit. 

Der Strand, die Insel, ganz wunderbar bei diesem schöne Wetter. Wir verbrachten viel Zeit draußen. Hatten auch einen Strandkorb und waren mit den Füßen im Wasser. Die Kinder eher ganz. Herrlich war es. Das hat wirklich gut getan und gab den gewünschten Perspektivwechsel. Auch hatten wir dennoch Gelegenheiten zu guten Gesprächen. 

Wir kamen am Sonntagabend zurück, grillten noch bei der Oma und dann konnte Montag der Alltag starten. Leider war nur Montag alles gut, denn am Dienstag waren beide Kleinen krank. Wenn die kleinen Mäuse krank sind, muss ich den Alltag immer gut drumherum navigieren. Ein Kindergartenausflug stand an, ein Kindergeburtstag und auch die Probefahrt mit dem Rad. Wir gingen es Stück für Stück an und es wurde dann auch gut. Ich verbrachte viel Zeit kuschelnd und so bekam ich zwischen all dem auch Pausen. Den Einkauf machte ich gestern Abend eine halbe Stunde vor Geschäftsschluss. Geht auch mal. Und nun liegt das lange Wochenende zu unseren Füßen, leider immer noch angeschlagen, aber immerhin ohne Alltag drumherum. Wir werden einfach langsam weiter machen.

Die große Tochter kann nun auch ihren Stress fallen lassen, denn das Abitur liegt hinter ihr. Die Mündliche hat sie gestern geschafft. Auf die restlichen Noten wartet sie noch. 

Die Großfamilienmama

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